„Einfach weitermachen!“

„Als Kind wollte ich Feuerwehrmann werden“, erzählt Gerardo Hernandez-Sosa. Er ist einer der Forschenden in der vierten Etage. Mit seiner Forschungsgruppe nutzt der Professor des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) die iL-Räume.

Der vierte Stock ist voller Wissenschaftler, Forschenden, Studierenden und Professoren. Wer ist eigentlich wer? Woher kommen die verschiedenen Akteure und was macht sie aus? An dieser Stelle soll es genau darum gehen: Die Menschen zu beleuchten, ihre Geschichte und Motivation aufzuzeigen und am wichtigsten, sie etwas besser kennenzulernen. 

Einer von ihnen ist Gerardo Hernandez-Sosa, dessen Lebenslauf interessante Stationen aufweist. Aufgewachsen in Mexiko, hat er dort an der Universidad Autónoma de San Luis Potosí seinen Bachelor und Master gemacht; Bachelor im Bereich Physics Engineering und Master in Applied Science.

Konzentriert: Professor Gerardo Hernandez-Sosa des Lichttechnischen Instituts des KIT an seinem Arbeitsplatz bei iL im vierten OG. Bild: InnovationLab

Interesse in der Highschool entwickelt

Physics Engineering, das ist ziemlich weit weg vom Kindheitstraum Feuerwehrmann, oder? Wie es dann zur wissenschaftlichen Karriere kam, berichtet Gerardo: „In der Highschool fing ich an mich für Physik und Technik zu interessieren. Es gab zwei Forscher von einem Forschungsinstitut meiner Heimatuniversität, die meine Highschool besucht haben und dort eine Art Motivationsvortrag darüber hielten, was ein Wissenschaftler tut. Ich hatte dann im Anschluss einen Termin mit ihnen, um ihr Institut zu besuchen und noch mehr zu erfahren. Ich dachte, dass das etwas sehr Interessantes ist und habe mich entschieden, Physics Engineering zu studieren und dann auch noch einen Master zu machen. Danach habe ich ein Stipendium bekommen und wollte im Ausland studieren. Letztendlich bin ich für meine Promotion in Österreich gelandet.“ An die Zeit in Österreich erinnert er sich gerne zurück. In Linz war er in einem völlig neuen Land mit einer neuen Universität, einer anderen Kultur und verschiedenen Arbeitsweisen, so dass er viele Dinge lernen konnte, ergänzt er. Seine Postdoc führte ihn wieder auf einen anderen Kontinent: In Santa Barbara, USA, hatte er nicht den Druck eine Doktorarbeit zu schreiben und konnte so freier forschen mit dem Pluspunkt, dass der Campus direkt am Strand war, was er einige Male nach Feierabend nutzte.

Heute ist er Professor am Lichttechnischen Institut des KITs und mit seiner Forschungsgruppe in den iL-Räumen lokalisiert. „Die Arbeit ist abseits des Campus und wir haben die Möglichkeit mehr Kontakt mit der Industrie und den Kollegen im Unternehmen zu haben. Ich denke das ist besonders interessant für Post-Docs und Post-Docs Forscher, die dann vielleicht mal in der Industrie arbeiten werden, da sie hier sehen können, wie ein möglicher Job in der Zukunft auch aussehen kann.“, berichtet Gerardo.

Seit über 10 Jahren ist Gerardo inzwischen am iL. Im Mai diesen Jahres erhielt der in Heidelberg lebende Mexikaner seine Professur am KIT. Grund genug für ein Sommerfest zusammen mit iL-Geschäftsführer Dr. Michael Kröger und dem Team. Bild: InnovationLab

Wissenschaftlicher Austausch

Gerade sind in den Räumen des iLs nur wenige Forscher dauerhaft. Nach Fertigstellung des Umbaus sollen wieder mehr Forschergruppen in der vierten Etage sein. Auf den dann wieder möglichen Austausch freut sich Gerardo sehr, gerade sei es sehr leer und leise in den Räumen.  Auch langfristig möchte er in Deutschland weiterhin forschen. Wenn er es mit seiner Zeit in den USA vergleicht, ist hier vieles einfacher: „Ich habe an einer sehr angesehenen Universität in meinem Fachgebiet gearbeitet, aber im Allgemeinen war das Gesamtpaket aus Work-Life-Balance, Forschungsqualität und anderen Dingen hier in Deutschland ausgeglichener als in den USA“, fasst er zusammen. Zudem ergänzen sich iL und KIT gut. Beide Institutionen fokussieren sich zwar auf Forschung, es gibt jedoch unterschiedliche Schwerpunkte: „Das KIT verfügt über große Kapazitäten für Grundlagen- und angewandte Forschung. Ein Ort wie iL als Forschungsplattform dient für die Pilotproduktion bestimmter Forschungsergebnisse oder als ein Ort für Start-ups. In der Vergangenheit gab es einige Mitarbeiter des KITs, die hier solche Erfahrungen gesammelt haben. Diese Art von Dingen ist komplementär und ergänzt sich gut“, berichtet Gerardo.

Neues sehen

An seiner Arbeit als Wissenschaftler begeistert ihn vor allem Neues herauszufinden, Dinge aufzudecken und sehen zu können, etwas herauszufinden, dass es davor so noch nicht gab und die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Menschen. Dass der Weg dahin steinig war, ist ihm bewusst: „Meistens scheitern Experimente, an denen man tagtäglich forscht. Es ist eine schwierige Karriere, aber es ist auch etwas, wenn es einem gefällt, was man genießen kann. Wenn man Geduld hat, macht es sehr viel Spaß. Einfach weitermachen!“, ist Gerardos Ratschlag für angehende Doktorandinnen und Doktoranden.

 

Hannah Gieser

Abteilung Communications