Exzellente Forschung bei iL

Aktuell ist noch etwas Fantasie gefordert, um sich in den Räumen ein Labor vorzustellen. Doch die Grundlagen sind bereits installiert und in den folgenden Wochen und Monaten nimmt der Umbau finale Züge an. Nach den Arbeiten von Elektrikern und Maler- und Lackiermeistern ist die Lüftungsanlage geplant. Labormöbel können aus dem bisherigen Bestand genutzt - nur wenige müssen nachgekauft werden. Vorgesehen ist dann auch eine rasche Inbetriebnahme.

Doch worum geht es eigentlich? InnovationLab renoviert seit April diesen Jahres acht Laborräume in der vierten Etage. Sie werden kernsaniert und an eine höhere Sicherheitsstufe angepasst. Der bisherige „general purpose“-Standard wird auf S2 angehoben. Dieser sieht abwaschbare Decken und Wände, versickerungsfeste Böden sowie installationsarme Decken vor. In den bereits bestehenden Laboren ist dann auch biologische und molekulare Forschung durchführbar.

Innovative Forschung möglich

Dies ist vor allem für die beiden Partneruniversitäten aus Karlsruhe und Heidelberg wichtig. Durch das gemeinsame Exzellenzcluster „3D Matter Made to Order“ (3DMM2O). In den neuen Laboren können dann innovative Forschungen stattfinden, die in den Räumlichkeiten der Universitäten so nicht möglich sind. Die Nutzungsverträge der Universität Heidelberg und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) laufen erst einmal bis Ende 2024.

Blick in den Innenhof: Im Moment erleichtert der Kran die Umbauarbeiten in der vierten Etage. Bild: InnovationLab

Aber nicht nur die Universitäten sollen von den neuen Forschungsbedingungen profitieren: „Es sollen offene Laborflächen werden, die von verschiedenen Arbeitsgruppen genutzt werden“, erzählt Maren Heusser, die die Renovierung und den Umbau leitet. Die 200m² werden zu einer biologischen Forschungsfläche mit Hightech-Geräten. Ein neu angeschaffter 3D-Drucker, der im Nano- und Mikrobereich druckt, ist dabei nur eines der Highlights. Inkubatoren und bakterientötende Maschinen werden die Laborausstattung abrunden.  Mietbar sind die Räume grundsätzlich von jedem, genauso wie die daran anschließenden Büroflächen, die zur Datenauswertung genutzt werden können. Auch bereits bestehende Laborflächen, wie ein Laserlabor, stehen zur Verfügung. Durch den außergewöhnlichen Plattform-Grundgedanken von iL wird so eine Örtlichkeit für Start-ups und kleinere Unternehmen geboten – Rund-um-sorglos-Pakete inklusive.

„All you can use“

Dass an alles gedacht wurde und Innovation und Fortschritt im Vordergrund steht, wird deutlich. So müssen Benutzer der Laborflächen nicht für alle Stoffe einzeln bezahlen: durch eine „Gasflatrate“, die Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Druckluft, Erdgas und Stickstoff beinhaltet, gilt in den Laboren „all you can use“, erzählt Maren schmunzelnd.

Auch wenn zurzeit gar nicht alle Labore mit Biomaterialien forschen, werden sie trotzdem auf diese Standards renoviert. Die beiden hinteren Labore werden erstmal weiter für chemische Forschung genutzt. „Wir rüsten sie aber trotzdem auf S2 auf, damit jederzeit auch biologische Forschung möglich ist“, so Maren. Die Renovierungsarbeiten sind umfassend. Neben Wanddurchbrüchen für einen zweiten Fluchtweg wurden die bisherigen Labore komplett entfernt. Ein Neuaufbau ist nicht nur für bessere Forschung gut, sondern auch energieeffizienter. Die neue Lüftungsanlage ist ressourcenschonender und effektiver. Das Gebäude in der Speyerer Straße wurde Anfang der 90er Jahre gebaut. Zu Beginn war es ganzer Gebäudekomplex voller Forschungslabore, davon sind heute nur noch die in der vierten Etage geblieben. Dass die Lüftungsanlage da nicht mehr passt, ist naheliegend. Nach etlichen Gesprächen mit der Investorengruppe, die das Gebäude an iL vermietet, stand dem Umbau nichts mehr im Weg.

Kernsanierung: Die Labore werden generalüberholt und in den nächsten Wochen an neueste Standards angepasst. Dann ist hier wieder Forschung möglich. Bild: InnovationLab

Labor-Neuland

Neues Terrain betrat iL dabei. Erfahrungen mit Laborumbauten, Sicherheitsvorkehrungen oder biologischen Forschungsstandards waren zu Beginn nicht vorhanden. Das sollte aber kein Nachteil sein. Die Verantwortlichen haben sich in die Thematik eingearbeitet und sich mit den Regularien auseinandergesetzt, so dass nichts vergessen wird. Und dass es einiges zu beachten gab und immer noch gibt, stellt sich schnell heraus: Zwischen den beiden großen biologischen Laborräumen wird sich eine Spülküche befinden. Diese benötigt spezielle Auffangbehältnisse, so dass keine kontaminierten Stoffe in die Umwelt gelangen. Außerdem darf von Raum A nicht in Raum B gegangen werden. Farbliche Kennzeichnungen sind daher in der Planung. Laborplätze zur Auswertung müssen geschaffen, Vorschriften zum Mindestabstand verschiedener Labormöbel beachtet, Strom- und Gasleitungen besonders verkleidet werden. Die Liste ist lang, sich da einen Überblick zu verschaffen, scheint schwierig. Bei iL ist Maren Heusser für den Umbau verantwortlich, koordiniert die Arbeiten der verschiedenen Handwerkerund Gewerke, hat den Zeitplan im Blick und vor allem hat sie den Überblick. Locker schlendert sie zwischen den Laboren, erklärt den derzeitigen Baufortschritt und geplante Arbeiten der nächsten Wochen. „Ich habe eigentlich einen anderen beruflichen Hintergrund und wusste gar nichts von Laboren und Sicherheitsstufen“, erzählt die Plattform-Managerin.

Einer der ersten wesentlichen Schritte des Umbaus: Der Austausch der Lüftungsanlage des Gebäudes sorgt für einen energieeffizienteren Luftaustausch. Dazu gehören auch die Rohre auf der rechten Seite. Bild: InnovationLab

Nach dem Umbau ist vor dem Umbau

Oberste Priorität haben die Laborräume, damit die Universitäten diese möglichst schnell benutzen, darin forschen und arbeiten können. Für die Zukunft sind noch weitere Baumaßnahmen geplant: Eine große Kommunikationszone, ein Großraumbüro und eine Veranstaltungsfläche sollen entstehen. Der Umbau soll letztendlich die ganzen Büroflächen moderner und ansprechender gestalten, so dass sich jeder beim Arbeiten wohlfühlen kann. Die Arbeiten der Studenten, Doktoranden und universitären Arbeitsgruppen der Universität Heidelberg und des KITs werden jedoch erstmal primär in den Laboren stattfinden. 

Das Besondere für die beiden Universitäten wird neben der vielfältigen Forschung aber die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft sein. Am iL-Forschungsstandort wird eine Infrastruktur geboten, um Forschung und Entwicklung mit Firmen als Nutzer und Produzenten an einem Ort zusammenzubringen und die Technologietransfer zwischen allen befördert. Sobald die Labore fertig sind, steht dem auch nichts mehr im Wege. iL freut sich darauf, wenn die Labore wieder mit vielen wissbegierigen Menschen gefüllt sind.  

 

Hannah Gieser

Abteilung Communications