iL-Umbau: Sicherheit als
Sisyphus-Arbeit

Gut Ding will Weile haben. Seit April dieses Jahres wurden insgesamt acht Laborräume auf knapp 220 Quadratmetern im 4. Obergeschoss an der Speyerer Straße 4 modernisiert und an eine höhere, für biologische Arbeiten geeignete Sicherheitsstufe angepasst. Nunmehr neigen sich die diversen Renovierungsarbeiten dem Ende zu. Im nächsten Schritt muss zur Abnahme der Labore ein Portfolio an Unterlagen beim Regierungspräsidium Karlsruhe eingereicht werden. Realistisches Ziel ist es, bis Ende Februar/Anfang März das finale Go von den Experten des Regierungspräsidiums und die anschließende sofortige Inbetriebnahme der Labore zu erreichen.

Die InnovationLab GmbH möchte mit diesen tiefgreifenden, finanziell aufwändigen Umbaumaßnahmen seinen Standort erweitern (Clustermanagement gibt es bei iL seit 2008/2009) und gerade für die universitär geprägte Klientel noch attraktiver gestalten.

Der schöne Blick nach außen auf den Turm: Innen sind die Wände der Labore fertig und die Leitungen für den Anschluss vorbereitet. Bild: InnovationLab

Als Plattform für Technologietransfer sollen in naher Zukunft die notwendigen Rahmenbedingungen für biologische und molekulare Forschung geschaffen werden, sowohl durch die Bereitstellung neuer S2-Labore als auch durch die Beschaffung modernste Forschungsinstrumente (Quantum X Mikrofabrikationsgerät, Mikroskopie- und Zellkulturgeräte). Das gemeinsame Exzellenzcluster „3D Matter Made to Order“ (3DMM2O) der Ruprecht-Karls-Universität und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ist seit Januar 2019 ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass die iL ein geeigneter Anlaufpunkt für innovative Forschungen verschiedenster Couleur ist.

„Riesenbaustelle mit vielen verschiedenen Gewerken“

„Neue Labore mit den höheren Sicherheitsstufen S1 und S2 müssen unbedingt die Richtlinien erfüllen“, berichtet Plattform-Managerin Maren Heusser, „dazu gehört zum Beispiel, dass Wand und Decken abwischbar, Böden glatt und versickerungsfest und die Decken installationsarm sein müssen.“ Maren leitet mit viel Geduld und Geschick das einjährige Projekt. Planung, Koordination und ständiger Austausch mit den Handwerkern und dem zuständigen Sicherheitspersonal gehören längst zu ihrem Tagesgeschäft. „Es ist eben eine Riesenbaustelle mit so vielen verschiedenen Gewerken“, sagt sie. Unvorhersehbares und auch Verzögerungen in den Abläufen seien hierbei normal.

Plattform-Managerin Maren Heusser: "Es ist eine Riesenbaustelle mit so vielen verschiedenen Gewerken." Ihr Tagesgeschäft ist dabei seit Monaten der ständige Austausch mit Handwerkern und Sicherheitspersonal. Bild: InnovationLab

Lage der Labore, deren Ausstattung (Geräte, Mobiliar und Oberflächen), Wandfarbe, Bodenbelag, Deckenkonstruktion, Autoklave für die Behandlung von Stoffen im Überdruckbereich, Sicherheitswerkbänke etc. – unzählige Aspekte wollen bedacht sein, die iL-Sicherheitsfachkraft  Professor Herbert Bender, Karsten Bensch, zuständig für Laborbetrieb und Technik, und eine externe beauftragte Fachkraft für Biologische Sicherheit (BBS) müssen alles im Blick haben.

Lampen, Heizkörper, Türen, Steckdosen …

Beispiele gefällig? Thema Lampen: Bevorzugt werden vollversenkte LED-Pendelleuchten, deren Leuchtmittel passt und Oberflächen glatt sind. Thema Heizkörper: Diese müssen teilweise oder gar komplett verkleidet sein, damit keine Flüssigkeiten oder Schadstoffe hineingelangen. Thema Türen: Diese sollten mit lösemittelbeständiger Farbe lackiert sein. Thema Steckdosen: Sie dürfen nicht „offen“ sein, Abdeckklappen bilden den notwendigen Schutz. Thema Handwasch- und Laborwaschbecken: Wie lassen sie sich unterscheiden? Thema Spülküche: Sie befindet sich zwischen den beiden großen biologischen S2-Laboren und benötigt dringend spezifische Auffangbehältnisse, so dass keinerlei kontaminierte Stoffe entweichen können.

So sah es noch bis vor Kurzem aus: Die alten Böden wurden rausgerissen und verschiedenste Materialien mussten neu verbaut oder fachmännisch entsorgt werden. Bild: InnovationLab

Strenger Regelkanon und jede Menge Erfahrung

Labore zu betreiben, entspricht bereits im Vorfeld einer Sisyphus-Arbeit. Im biologisch-chemischen Kontext unterliegen alle Tätigkeiten einem strengen Regelkanon. Der Gebrauch von Laborgeräten und der Umgang mit Gefahrstoffen erfordern facettenreiches Knowhow und jede Menge Erfahrung. Man kann viel falsch machen, insofern werden verantwortliches Handeln, Arbeitshygiene, Schutzkleidung, Sicherheitseinrichtungen, Behältnisse, spezielle Arbeitstechniken und fachgerechte Abfallentsorgung, Einschätzungen von Gefährdungspotenzialen und Erste-Hilfe-Leistungen als zentrale Parameter im Laborbetrieb berücksichtigt. Ganz klar: Sicherheit hat oberste Priorität und – zugespitzt formuliert - einen noch höheren Stellenwert als jedwede Forschung und Entwicklung.

Noch beinhaltet der Fahrplan der noch bevorstehenden Umbaumaßnahmen einige Kernpunkte wie die Freigabe eines Elektro-Installationsplans, die Neuinstallation von Elektrokabeln und Anschlüssen, das Einräumen der Labore durch vorhandenes Mobiliar, Gas- und Wasserinstallation, Einsetzen von neuen Fensterscheiben sowie Anschluss und Inbetriebnahme der neuen Lüftungsanlage. Der Gebäudekomplex „Convecs“ ist 30 Jahre alt, da ist eine Modernisierung der Räumlichkeiten und der Technik unausweichlich.

Und so ist der Stand der Umbaumaßnahmen Mitte Dezember: Drei S2-Labore, in der Mitte getrennt durch eine Spülküche, werden unter anderem den Forschungsgruppen in Bälde zur Verfügung stehen. Bild: InnovationLab

Bis zu 45-Tage-Frist beim Regierungspräsidium

Neue Möbel, Einzelanfertigungen mit Wunschmaßen, sind derweil bei Laborbau A. Grittmann GmbH & Co KG aus Eppelheim bestellt. Die Bau- und Lieferzeit der technischen Einrichtungen wird vermutlich zwischen 10 und 15 Wochen in Anspruch nehmen. „Ich bin megagespannt bis alles seiner Bestimmung übergeben wird“, konstatiert Maren Heusser, „zwischen Einreichung der Unterlagen beim Regierungspräsidium und der finalen Abnahme kann es nochmals bis zu 45 Tage dauern.“

Die Vorfreude bei iL auf die nächsten Etappen zu Beginn des Jahres 2024 ist groß. Und wenn die fertige Infrastruktur – inklusive Kommunikationszone, Großraumbüro und Veranstaltungsfläche – von Usern wie Universitäten, Start-ups und kleineren Unternehmen am „Tag X“ genutzt werden kann, dann darf der anvisierte Technologietransfer mit allem Drum und Dran gelebt werden.

Es ist bei iL eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln – und doch ein Aufbruch in eine neue, spannende Cluster- und Plattform-Ära. Alles Gute braucht seine Zeit, wenn es gelingen soll …

 

Joachim Klaehn

Head of Communications