„InnovationLab ist ein Sprungbrett“

Der vierte Stock bei iL ist voll mit Wissenschaftlern, Forschenden, Studierenden oder Professoren. Wer ist eigentlich wer? Woher kommen die verschiedenen Akteure? Und was macht sie aus? In dieser Serie soll es genau darum gehen: Die Menschen zu beleuchten, ihre Geschichte und Motivation aufzuzeigen und am wichtigsten: Sie etwas besser kennenzulernen. Einer von ihnen ist Peter Krebsbach, er ist Doktorand in der KIT-Forschungsgruppe rund um Professor Gerardo Hernandez-Sosa.

Wie bist Du zu InnovationLab gekommen?

Peter Krebsbach: Das erste Mal war ich für meine Bachelorarbeit bei InnovationLab. Damals noch in der Gruppe von Professorin Annemarie Pucci, das war 2017. Über sie bin ich ans iL gekommen, damals aber nur für die sechs Monate meiner Bachelorarbeit. Ich habe hier direkt im Büro nebenan gearbeitet und im Clustertoolraum geforscht, der derzeit weniger gebraucht wird.

Dann habe ich im Master weiter studiert und bin für die Masterarbeit wieder hierhergekommen. Obwohl ich im Bachelor und Master an der Uni Heidelberg studiert habe, hatte ich die Möglichkeit, meine Masterarbeit hier mit der KIT-Gruppe zu machen. Letztendlich war diese dann sehr vernetzt: Professor Wolfgang Kowalsky konnte mich betreuen, da er auch in Heidelberg eine Professur hat und über ihn konnte ich dann auch als Heidelberger Studierender in Gerardos Gruppe mitarbeiten, auch wenn es eine KIT-Gruppe ist.

Für die Masterarbeit war ich dann ein Jahr hier und anschließend hat Gerardo mich als Doktorand übernommen, jetzt bin ich seit Anfang 2021 für meine Promotion hier. Ich fühle mich wohl, denn ich bin ja immer wieder zurückgekommen.

Peter Krebsbach im vierten Stock: Er hält die Plattformen, die iL anbietet, für die Studentinnen und Studenten als "große Chancen". Bild: InnovationLab

Was begeistert Dich besonders an Deiner Arbeit?

Peter: Was ich sehr angenehm finde, ist der Aspekt, dass es schon viele verschiedene Sachen in den Laboren gibt. Einmal sehr angewandte Sachen, aber auch Analytik. Gut, die schläft teilweise gerade ein bisschen, aber im Prinzip ist sie da. Die Bachelor- und Masterarbeit habe ich zwar im gleichen Institut hier gemacht, aber sie haben sich thematisch schon recht unterschieden. Das eine war eher Analytik, jetzt arbeite ich deutlich angewandter. Ein Bereich, in den es mich auch immer mehr hinzieht, mehr in Richtung Ingenieur. Ich habe Physik studiert und von daher mit Ingenieurwesen eigentlich eher weniger am Hut. Das gefällt mir jetzt aber eigentlich ganz gut: Ein bisschen das Angewandte betrachten, ohne dass man die Grundlagenforschung völlig aus den Augen verliert.

„Die Vernetztheit ist ziemlich gut“

Welche Chancen bietet iL jungen Forschenden?

Peter: Ich denke, die Vernetztheit ist ziemlich gut. Dadurch, dass hier Universitäten aus Darmstadt, Braunschweig, Heidelberg und Karlsruhe sowie verschiedene Firmen aus der Industrie waren und auch teilweise noch sind. Die verschiedenen Firmen kennen sich hier und kommen zusammen, auch durch die vielen verschiedenen Leute. Auch die Plattformen, die InnovationLab anbietet – das alles sind schon große Chancen. Und dann auch noch, was vielen Universitäten im Zweifel fehlen kann, ist der Schritt in Richtung Industrie. Da ist iL, glaube ich, ein Sprungbrett, weil es einfach die Schnittstelle hat.

Wie gut ergänzen sich Uni und iL - und was können die beiden voneinander lernen?

Peter: Ich denke, dass diese Schnittstelle etwas ist, bei dem sich Uni und iL sehr gut ergänzen. Ich glaube, in den letzten Jahren als verschiedene Projekte ausgelaufen sind, ist die Zusammenarbeit weniger geworden, was jetzt aber durch den Umbau wieder stärker werden soll. Ich glaube, dass dann auch generell wieder mehr Zusammenarbeiten vorhanden ist, da hier auch wieder mehr Leute sind. Dann ist auch wieder mehr Betrieb und Austausch in der vierten Etage möglich.

Im Reinraum: Peter beschäftigt sich unter anderem mit leitfähigen oder anders funktionalisierten Tinten, die einen Feuchtigkeitssensor herstellen. Bild: InnovationLab

Wie würdest Du Deine Arbeit einem Kind erklären?

Peter: Jeder kennt Bilder von einem EKG, Pulsmessgeräten oder auch Smartwatches, die den Puls messen und Körperfunktionen überwachen. Was wir hier machen, ist, die Elektroden zu drucken, die die gleichen Messungen machen können, zum Beispiel EKG, EMG für Muskelbewegungen oder EEG für Gehirnströme. Wir drucken hier diese Elektroden auf flexiblen Substraten, die auf die Haut geklebt werden und werten diese im Zuge einer Kooperation mit der Universität Tel Aviv aus: Wie funktionieren Sie? Wie gut ist das Rauschverhalten? Das ist eines meiner Projekte. Ein anderes ist dann beispielsweise ein biobasierter und möglicherweise bioabbaubarer Feuchtigkeitssensor, den wir hier auch drucken. Diese gedruckte Elektronik ist vielen kein Begriff, aber im Prinzip ist es wie ein Drucker zu Hause, nur tauschen wir die Tinten aus durch Tinten mit Silbernanopartikel, leitfähige oder anders funktionalisierte Tinten, die dann einen Feuchtigkeitssensor herstellen können.

Wolltest Du schon immer Wissenschaftler werden oder hattest Du als Kind einen ganz anderen Traumberuf?

Peter: Wissenschaftler schon, ja - nur kann ich immer noch nicht genau sagen, wo genau ich gerade stehe und in welchem Bereich ich mich befinde: Ich habe Physik studiert, mache aber hier nicht wirklich Physik, sondern bin jetzt Doktorand in Elektrotechnik, da sehe ich mich aber auch nicht ganz: Ich mache zwar elektronische Bauteile, aber pure Elektrotechnik ist das auch nicht. Also Forscher ja, das wollte ich schon als Kind sein, aber genau zu sagen ich bin Physiker, ich bin Chemiker - das eher nein. Da bin ich eher quer vernetzt und in allem so ein bisschen. Ich glaube aber schon, dass mein Kindheits-Ich zufrieden damit wäre (lacht).

Gehört zur KIT-Forschungsgruppe von Professor Gerardo Hernandez-Sosa (r.): Peter Krebsbach. An der Universität Heidelberg hatte der Doktorand im Bachelor und Master studiert. Bild: InnovationLab

Gibt es etwas, was iL mehr machen kann, um Deine Arbeit zu unterstützen?

Peter: InnovationLab macht schon einen guten Schritt von dem, was sie machen können: Sie renovieren den vierten Stock, so dass das Arbeiten hier angenehmer und wieder belebter wird. Direkteren Einfluss auf meine persönliche Arbeit hat iL dann weniger, da die Arbeit eher über das KIT läuft. Wir nutzen die gleichen Labore, aber iL stellt die Infrastruktur dafür zur Verfügung. Es gibt auch manchmal Projekte -  wie vor zwei Jahren -, die gemeinsam angegangen werden, was natürlich beiden Seiten helfen kann.

Peter empfiehlt: „Durchziehen und dranbleiben“

Was würdest Du jungen Menschen, die dasselbe Ziel wie Du verfolgen, mit auf den Weg geben?

Peter: Solange man Interesse in einem Gebiet spürt, sollte man versuchen auch dann weiterzumachen, wenn einem zum Beispiel die Vorlesung nicht wirklich gut gelegen ist, und nicht sofort aufhören. Im Master oder gegen Ende des Bachelors ist man meistens freier in der Themenauswahl und kann es sich selbst ein bisschen aussuchen und einteilen. Im Zweifel sollte man aber auch nicht zu scheu sein und sagen: ‘Okay, ich habe es versucht und gemerkt, es ist nicht meins, ich merke, ich mag etwas anderes mehr‘. Dann sollte man lieber danach gehen, was einen interessiert und nicht einzig und allein aus dem Grund fertig studieren, weil es angefangen wurde.

Das klingt widersprüchlich, aber ein bisschen anders gesagt: Durchziehen und dranbleiben, auch wenn es nicht immer Spaß macht! Aber nur wenn man merkt, da ist noch etwas dahinter was mich interessiert und in diesem Fall nicht auf Teufel komm raus weiterstudieren, sondern den Mut haben, noch etwas Neues auszuprobieren.

 

Hannah Gieser

Abteilung Communications